VIP kann Krankheit stoppen
Lungenhochdruck war noch vor zehn Jahren unbehandelbar. Jetzt gibt eine Studie der Wiener AKH Anlass zur Hoffnung auf eine neue, ursächliche Behandlung. Beim Lungenhochdruck wachsen die Lungengefässe durch einen Defekt des Zellen-Wachstums zu. Die Krankheit verläuft immer tödlich. Die Patienten sterben an einem Herzinfarkt.
Sehr häufig wissen die Kranken nichts von ihrem Leiden. Da die Krankheit oft zu spät erkannt wird, hilft meist nur noch die Lungen-Transplantation. Unbehandelt sterben die Patienten in drei bis fünf Jahren. Die bisher üblichen Medikamente konnten die Lebensdauer der Patienten nur um einige Jahre verlängern.Was mit Herzklopfen, Müdigkeit und Atembeschwerden beginnt, ähnelt mit dem Fortschreiten der Krankheit den Symptomen einer Herzschwäche oder einer asthmatischen Erkrankung. Viele Patienten werden deshalb jahrelang falsch behandelt. Lungenhochdruck ist also nur erkennbar, wenn der Arzt gezielt danach sucht – durch Röntgen oder Ultraschall. Dann kann er die typischen Wucherungen in der Lunge erkennen. Sie entstehen durch Wundheilungszellen, die ausser Kontrolle geraten. Was diesen Mechanismus auslöst, ist unbekannt – die Folgen sind jedoch verheerend. Die rechte Herzhälfte kann dem Gegendruck nicht mehr standhalten und es kommt zum tödlichen Rechtsherzversagen.
Die Mediziner um Dr. Lutz Henning-Block von der AKH in Wien haben nun eine neue, ganz einfache Therapie zur gezielten Behandlung des Lungenhochdrucks entwickelt. Dabei müssen nur wenige Tropfen einer neuen Hormonsubstanz vier- bis fünfmal täglich inhaliert werden. Erste Studien haben gezeigt, dass das Medikament namens VIP, besser und schneller wirkt als herkömmliche Therapien. Der Nachteil der bisherigen medikamentösen Behandlung bestand darin, dass die bisher eingesetzten und verwendeten Medikamente – als Folge der höheren Dosierung und auch als Dauer der Therapie – in ihrer Wirksamkeit nachliessen. Das Medikament VIP unterscheidet sich strukturell grundsätzlich von den bisher verwendeten Pharmaka und hat den Vorteil sehr geringer Nebenwirkungen – bei nicht nachlassender medizinischer Wirkung.
Auf der Suche nach neuen Behandlungsmethoden entdeckten die österreichischen Forscher, dass in den Lungen der Patienten übermässig viele Andockstellen für das Hormon Vaso intestinal Peptide, kurz VIP, vorhanden sind. Das zeigt wiederum, dass der Körper versucht, jedes einzelne Hormon aus dem Blut zu fischen. Der Umkehrschluss ist, dass es zuwenig VIP in der Lunge gibt. Ein medizinischer Durchbruch, denn in diesem Fall handelte es sich um genau jenes Hormon, das die Zellteilung in den Lungenarterien reguliert. Von einer möglichen Heilung wollen die Ärzte noch nicht sprechen, auch wenn in einzelnen Fällen ein Rückgang der Erkrankung beobachtet werden konnte. In jedem Fall aber kann VIP die Krankheit stoppen. Die Tests laufen noch ein Jahr. Frühestens dann wird die Substanz auf den Markt kommen.
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