Pulmonale Hypertonie aus Sicht der Zahnmedizin
Die Druckerhöhung im kleinen (pulmonalen) Kreislauf führt zu einer Überlastung des rechten Ventrikels mit dem Risiko der Rechtsherzinsuffizienz.
Da sich die Veränderungen an den pulmonalen Gefäßen und dem Lungenparenchym nur langsam entwickeln und die klinischen Symptome wie Dyspnoe und reduzierte Sauerstoffaufnahme oft lange Zeit als Symptome anderer Erkrankungen interpretiert werden, wird die Diagnose in der Regel erst spät gestellt, so dass der Zahnarzt häufiger damit konfrontiert ist ohne es zu wissen.
Bei der zahnärztlichen Behandlung ist darauf zu achten, dass die Patienten möglichst nicht in Oberkörpertieflage gelagert werden, hierdurch werden die ungünstige Kreislaufsituation und die Dyspnoe noch verstärkt. Auch umfangreiche Manipulationen in den Atemwegen, wie Kofferdam oder großflächige Lokalanästhesie, sollten vermieden werden. Hierdurch kann der Patient den Luftstrom der Atmung nicht wahrnehmen und es fehlt das körperliche Feedback dafür. Die Dyspnoe wird durch die reaktiv gesteigerte Atemarbeit noch verstärkt. Ein Monitoring mittels Pulsoximetrie während der Behandlung lässt eine akute Gefährdung des Patienten am ehesten erkennen. Bereithalten von Sauerstoff ist ebenfalls sinnvoll. Die kontinuierliche Blutdruckmessung ist nur bedingt hilfreich.
Medikamente, die zu einer zusätzlichen Druckerhöhung im pulmonalen Kreislauf führen, wie dies bei Oktapressin (dem synthetischen Analogon des Hypophysenhinterlappenhormons Vasopressin) der Fall ist, sollte in jedem Fall unterbleiben. Dieser Vasokonstriktor ist für diese Patientengruppe nicht geeignet, ebenso wie Prilocain, das als Lokalanästhetikum neben in der Leber auch in der Lunge metabolisiert wird und zu einer Methämoglobinämie führt.
Sildenafil ist unter dem Handelsnamen Revatio® für die Therapie der pulmonalen Hypertonie zugelassen, besser bekannt allerdings unter dem Handelsnamen Viagra® zur Behandlung der erektilen Dysfunktion. Die gleichzeitige Gabe von Nitraten (wie Nitrolingual-Spray®) kann zu lebensbedrohlichen Blutdruckabfällen führen. Bei akzidentieller Applikation ist sofort die Alarmierung des Notarztes mit entsprechender Information zu veranlassen.
Priv. Doz. Dr. Dr. Monika Daubländer
Johannes Gutenberg Universität
Klinik und Poliklinik für Zahn-,
Mund- und Kieferkrankheiten
Augustusplatz 2
55131 Mainz