Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie der PH richtet sich nach der WHO-Gruppe, dem Beschwerdeausmass und nach einer komplexen Risikostratifizierung, welche sich aus diversen Messparametern ergibt. Die Therapie sollte durch ein interdisziplinäres Team von Spezialisten auf diesem Gebiet festgelegt werden und nicht auf einer blossen Verordnung von Medikamenten basieren, sondern ein umfassendes Therapiekonzept inklusive Rehabilitation beinhalten.


Patienten der Gruppe 1, und unter gewissen Umständen auch Patienten der Gruppe 2,3, und 5, stehen mehrere medikamentöse Therapiealternativen zur Behandlung zur Verfügung. Die Wirksamkeit dieser Medikamente konnte in randomisierten Studien bestätigt werden und diese Therapien gehen mit einer Prognoseverbesserung einher. Zudem steht Patienten der Gruppe 4, neben der medikamentösen Therapie, die Alternative einer operativen Therapie – der pulmonalen Endarteriektomie- oder einer Katheter-basierten Ballonangioplastie offen, falls gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Schliesslich kann in Einzelfällen auch eine Lungentransplantation angezeigt sein.

Die Therapie der PAH und der therapeutische Algorithmus haben sich erheblich weiterentwickelt. Die Behandlung umfasst den Einsatz von hochdosierten Ca-Antagonisten bei vasoreaktiven Patienten sowie den Einsatz gezielter PAH-Mittel als Mono- oder Kombitherapie. Dabei stehen Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (AmbrisentanVolibris®“, BosentanTracleer®“, MacitentanOpsumit®“), Phosphodiesterase-5 Inhibitoren (SildenafilRevatio®Viagra®“, TadalafilAdcirca®“), ein sGC-Stimulator (RiociguatAdempas®“), Prostazyklin-Analoga (EpoprostenolFlolan®“, IloprostIlomedin®Ventavis®“, Treprostinil, „Remodulin®, Treprostinil Orpha®“), der ProstazyklinRezeptor-Agonist (SelexipagUptravi®“)  sowie der Kinasehemmer (ImatinibGlivec®“) zur Verfügung.

Diese Medikamente fokussieren auf drei sogenannte „Signalwege“, die jeweils einen bestimmten biologischen Prozess repräsentieren, der wiederum eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Krankheit spielt.

Verschiedene Moleküle und eine Reihe von Reaktionen, die verantwortlich für die normale Zellfunktion sind, sind in jedem Signalweg involviert. Veränderungen in der Art, wie ein Molekül produziert wird, oder in der Weise, wie es mit anderen Komponenten des gleichen Signalwegs interagiert, können die Erkrankung verursachen.

Deshalb werden verschiedene Medikamente verwendet, um jeden Signalweg zu behandeln.

Alle aufgezählten Medikamente entspannen und erweitern die Blutgefässe in der Lunge und verringern oder verhindern das übermässige Wachstum von Zellen an den Gefässwänden. So kann das Herz leichter Blut durch die Lunge pumpen. Dies sollte zu einer Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit und des allgemeinen Wohlbefindens führen und das Fortschreiten des Lungenhochdrucks verlangsamen.

Aufgrund der unterschiedlichen Formen und Ursache der Erkrankung gibt es keinen typischen PAH-Patienten. Deshalb muss die Therapie individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst sein. Neben der medikamentösen Therapie empfehlen sich zusätzlich begleitende physiotherapeutische Massnahmen und psychosoziale Unterstützung.

  • Blutverdünnende Mittel zur Vermeidung von Blutgerinnseln (z. B. Macoumar)
  • Entwässerungsmittel (Diuretika) zur Verminderung von Flüssigkeitseinlagerungen und Schwellungen
  • Digoxin zur Stärkung des Herzens und zur Senkung der Herzfrequenz
  • Zusätzlicher Sauerstoff
Sauerstofftherapie

Wenn die Sauerstoffaufnahme beeinträchtigt ist und es zu einem Sauerstoffsättigungsabfall kommt, wird eine Sauerstofftherapie empfohlen. Besonders bei körperlicher Anstrengung kann sie die Atemnot lindern. Die Gabe von Sauerstoff führt bei PAH-Patienten in der Regel zwar nicht zu einer relevanten Drucksenkung im Lungenkreislauf, die Behandlung kann jedoch besonders bei körperlicher Anstrengung die Atemnot lindern und das Allgemeinbefinden bessern. Auch der häufige nächtliche Sauerstoffsättigungsabfall kann durch eine Sauerstofftherapie korrigiert werden und so die Leistungsfähigkeit am Tag verbessern. Die Therapie kann zu Hause mit unterschiedlichen Systemen (Sauerstoffflaschen, Konzentratoren oder Flüssiggassystemen) verabreicht werden. Einige Patienten brauchen den Sauerstoff nur in der Nacht.

Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Systeme
Flüssiggas Sauerstoff ist teuer für die Krankenkasse. Es hält nicht lange und kann nur an speziellen Orten aufgefüllt werden. Oft gibt es an Bahnhöfen und Apotheken Auffüllstationen. Der Sauerstoff wird über einen Dauerfluss verabreicht, kann aber auch gepulst verabreicht werden, dann reicht der Sauerstoff länger. Ferien müssen mit der Lungenliga gut geplant werden, vor allem wenn man ins Ausland möchte. Die Flasche mit dem Flüssiggas Sauerstoff können Sie nicht mit ins Flugzeug nehmen.

Der Konzentrator läuft mit Strom (Stromrechnung wird teurer), und ist nicht geräuscharm. Er konzentriert den Sauerstoff aus der Umgebungsluft und ist daher überall anwendbar. Das Gerät hat einen Akku. Damit sind Sie als Patient mobiler. Bei leerem Akku können Sie das Gerät an jeder Steckdose aufladen, sogar im Auto.

Nicht alle mobilen Geräte haben einen Dauerfluss, einige sind gepulst. Die neueren Geräte können ins Flugzeug mitgenommen werden (muss aber bei der Fluggesellschaft angemeldet werden). In den Ferien reicht meistens das kleine portable Gerät und es muss kein grosses Gerät mitgeschleppt werden.

Blutverdünner/Antikoagulation

Durch Gerinnungshemmer wird die Entstehung von Gerinnseln in den veränderten Lungengefässen verhindert.
Nicht alle PAH brauchen einen Gerinnungshemmer.

Typische Gerinnungshemmer:
Marcoumar

Hemmt die Wirkung von Vitamin K und dadurch den Aufbau von verschiedenen Gerinnungsfaktoren. Marcoumar hat eine Latenz in der Wirkung von 1-3 Tagen, das heisst, es wirkt nicht gleich nach der ersten Tablette und es hat eine Halbwertszeit von ca. 6 Tagen. Das hat zur Folge, dass nach dem Absetzen des Medikaments die Wirkung noch ein paar Tage anhält. Die Wirkung des Marcoumar kann mit Vitamin K innerhalb Stunden aufgehoben werden. Die Dosis ist von Patient zu Patient unterschiedlich und wird mit dem Wert INR/Quick im Blut eingestellt. Bei einigen Patienten ist es sehr schwierig den INR/Quick richtig einzustellen. Einige Nahrungsmittel haben einen Einfluss auf den INR/Quick.

Wichtig bei Marcoumar:

  • Gute INR/Quick Einstellung
  • Ernährungsumstellung mit Hausarzt besprechen – Vitamin K Aufnahme
  • INR/Quick selber messen ist möglich
  • Marcoumar-Einnahme immer zu gleichen Tageszeit
  • Abhacken, wenn Tablette eingenommen
  • Vergessen?

Am selben Tag bemerkt: Dosis einnehmen.
Am nächsten Tag bemerkt: Hausarzt informieren

  • Marcoumarkarte immer bei sich tragen
  • Vermehrt Blutergüsse oder Blutungen -> Info an Hausarzt
Xarelto

Beim Xarelto nehmen alle Patienten eine fixe Dosis ein 1x/Tag. Der Vorteil ist, dass die Patienten nicht mehr beim Hausarzt den INR messen müssen. Wichtig beim Xarelto ist, dass es immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden muss, da die Wirkung nach 24h nachlässt. Lebensmittel haben keine Einwirkung auf die Blutverdünnung.
Kann bei schlechten Nierenwerten nicht genommen werden.

Eliquis

Dieses Medikament nimmt man 2x/Tag ein, die Wirkung hält also nur 12h an. Kann auch bei schlechten Nierenwerten genommen werden.

Entwässernde Medikamente (Diuretika)

Durch die Pulmonale Hypertonie und die Rechtsherzschwäche kann es zu einem Rückstau von Flüssigkeit in den Körper kommen, da das Herz nicht mehr in der Lage ist, das gesamte Blutvolumen zu pumpen. Das kann zu Ödemen (Wassereinlagerung) führen. Meistens treten sie in den Beinen oder im Bauchraum auf. Diese Wasseransammlung führt zu Gewichtszunahme. Eine Gewichtszunahme von 2 kg innerhalb zwei Tage ist immer Wasser! Die Ödeme in den Beinen erkennt man, indem man den Finger ca. 2 Sekunden auf den Fussrücken drückt. Bleibt eine Delle handelt es sich um Wasser. Im Bauchraum ist Wasser schwieriger zu erkennen oft fühlen sich die Patienten aufgebläht. Ihr Arzt kann durch Druck auf den Bauch erkennen, ob sich zu viel Wasser im Gewebe befindet. Das wird ersichtlich durch die Halsvenenstauung.

Diuretika schwemmen die angesammelte Flüssigkeit aus dem Gewebe aus und führen zu einer vermehrten Wasserausscheidung über die Nieren, dadurch wird das Herz wieder entlastet. Meistens werden die Wirkstoffe Torasemid (Torem) und Spironolacton (Aldactone, Xenalon) verschrieben.

Was ist zu beachten bei der Diuretika Therapie:

Bei Ödemen sollte eine maximale Trinkmenge von 1,5l/Tag Flüssigkeit eingehalten werden. Salz bindet Wasser, deshalb kann salzreduzierte Nahrung unterstützend wirken. Wiegen Sie sich täglich am Morgen nach dem ersten WC-Besuch und nur leicht bekleidet so erkennen Sie eine Gewichtszunahme schnell. Bei Gewichtszunahme über 2 kg sollten Sie sofort das PH Zentrum oder Ihren Hausarzt informieren, damit die Diuretika Dosis angepasst werden kann. Meistens werden dann auch die Nierenwerte und das Kalium kontrolliert. Das Torasemid scheidet Kalium aus, das Spironolactone spart Kalium, deshalb kann eine Kombinationstherapie Vorteile bringen.

Um Patienten mit Lungenhochdruck zur bestmöglichen Lebensqualität zu verhelfen, wird der PAH-Spezialist in vielen Fällen mehrere Medikamente gleichzeitig verschreiben. Dabei wird er diejenigen auswählen, die dem Patienten am besten dabei helfen, seinen Alltag zu meistern. Eine Umstellung oder Anpassung der Behandlung bedeutet nicht unbedingt, dass etwas nicht stimmt, sondern sie könnte einfach nötig sein, um die Behandlung zu optimieren.

PH spezifische Therapie

Kalzium-Antagonisten
Medikamente: Norvasc® (Amlodipin), Adalat® (Nifedipin), Dilzem® (Diltazem)

Kalziumantagonisten werden seit vielen Jahren als Medikament zu Senkung des Blutdrucks eingesetzt. Für die Verengung der Gefässe wird Kalzium benötigt. Kalziumantagonisten sind Medikamente, die den Einstrom von Kalzium in die Zellen hemmen. Dadurch wirken sie direkt gefässerweiternd, senken den Blutdruck und entlasten gleichzeitig das Herz. Auch der erhöhte Gefässwiderstand in den Lungenarterien kann durch den Kalziumantagonist gesenkt werden. Allerdings wirken diese Medikamente nur bei ca. 5% der Patienten mit PH. Zudem müssen die Kalziumantagonisten bei der PH in sehr hoher Dosierung verordnet werden, so dass häufig Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall oder auch Ödeme in den Beinen auftreten. Wenn das Medikament am Abend eingenommen wird treten die Ödeme eher in der Nacht auf und stören weniger. Diuretika helfen bei diesen Ödemen nicht.
Das Ansprechen auf dieses Medikament wird während der Rechtsherzkatheter-Untersuchung getestet.

  • Norvasc® (Tabletten)

Norvasc® kann alleine oder in Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten zur Behandlung von einem zu hohen Blutdruck eingesetzt werden. Nach einer Tabletteneinnahme wird der Blutdruck langsam gesenkt, so dass es nicht zu einem plötzlichen zu starken Blutdruckabfall kommen kann. Eine Tablette täglich genügt, um den Blutdruck während 24 Stunden zu senken.

  • Adalat® (Tabletten)

Adalat® enthält als Wirkstoff Nifedipin, das zur Gruppe der sogenannten Calciumantagonisten gehört. Nifedipin verringert den Sauerstoffbedarf des Herzens und schützt das Herz vor Überbelastung.

  • Dilzem® (Tabletten)

Diltiazem, der Wirkstoff von Dilzem®, gehört zu den sogenannten Calcium-Antagonisten. Bei einer Verengung der Herzkranzgefässe wird das Herz nicht genügend durchblutet. Es wird daher bei Belastung nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (ERA’s)
Medikamente: Opsumit® (Macitentan), Tracleer® (Bosentan), Volibris® (Ambrisentan)

Der körpereigene Botenstoff Endothelin hat eine Schlüsselstellung in der Entstehung und im Verlauf der PAH. Endothelin ist der stärkste und am längsten wirksame natürlich vorkommende Vasokonstriktor (Gefässverengend). Das heisst, er fördert die Verengung und die Verdickung der Blutgefässe in der Lunge. PAH Patienten haben eine krankhaft erhöhte Menge von Endothelin und deshalb ist es einer der Hauptverursacher der PAH.
Die schädlichen Wirkungen des Endothelins werden über Bindungsstellen, auch Rezeptoren genannt, an die Zellen vermittelt. Deshalb wurden die so genannten Endothelin-Rezeptor-Antagonisten entwickelt. Sie blockieren die Bindungsstellen, so dass die Wirkung des Endothelins nicht ausgeführt werden kann.

  • Tracleer® (Tabletten)

Tracleer® wird 2x/Tag eingenommen. Die Startdosis ist 2x 62.5 mg und wird nach einem Monat auf 2x 125mg gesteigert. Tracleer® wird durch die Leber abgebaut und hat deshalb einige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wie mit Marcoumar und mit Sildenafil. Durch Tracleer® wird deren Wirkung reduziert. Die Leberwerte müssen jeden Monat kontrolliert werden, das kann beim Hausarzt gemacht werden.
Unter Tracleer® dürfen Frauen nicht schwanger werden.

  • Opsumit® (Tabletten)

Opsumit® ist das Nachfolger Medikament des Tracleers. Es wird 1x/Tag eingenommen. Es sollte immer in etwa zur gleichen Zeit eingenommen werden. Es wird sehr gut vertragen und hat fast keine Nebenwirkung, es gibt damit keine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten wie beim Tracleer. Zu Beginn kann es zu Ödemen in den Beinen kommen, da es auch dort die Gefässe erweitert. Doch das lässt nach ein paar Tagen nach.
Unter Opsumit dürfen Frauen nicht schwanger werden.

  • Volibris® (Tabletten)

Ambrisentan ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Endothelin-Rezeptor-Antagonisten zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie. Die Effekte beruhen auf dem selektiven Antagonismus am ETA-Rezeptor. Im Unterschied zu Bosentan (Tracleer®) bindet Ambrisentan nicht an den ETB-Rezeptor. Die Filmtabletten werden einmal täglich und unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Kopfschmerzen, periphere Ödeme und eine Flüssigkeitsretention. Ambrisentan hat möglicherweise ein Potential für hepatoxische Nebenwirkungen. Deshalb sollen die Leberwerte während der Behandlung regelmässig überprüft werden. Das Arzneimittel ist fruchtschädigend und darf nicht während der Schwangerschaft verabreicht werden.

Lösliche Guanylatcyclase Stimulatoren (sGC-Stimulatoren)
Medikament: Adempas® (Riociguat)

Patienten mit PAH mangelt es an Stickstoffmonoxid (NO), wodurch sich die Lungenarterien zusammenziehen und der Blutdruck in den Lungen steigt. Darüber hinaus kann ein NO-Mangel zu einem übermässigen Wachstum der Zellen in den Gefässwänden führen, welche als Folge dicker und weniger dehnbar werden.
Adempas® ist der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse sGC-Stimulatoren. sGC ist eine wichtige Substanz, die zusammen mit NO für eine Erweiterung der Blutgefässe sorgt. Indem Adempas® mit sGC reagiert, hilft es dabei, die Blutgefässe zu erweitern. So erreicht mehr Blut die Lunge und der Körper wird wieder mit mehr Sauerstoff versorgt. Adempas® kann mit sGC reagieren, auch wenn nicht genügend NO vorhanden ist.

  • Adempas® (Tabletten)

Adempas® muss 3x/Tag eingenommen werden. Am besten alle 6-8 Stunden 8 Uhr/14 Uhr/20 Uhr.
Die Startdosis ist 3x1mg und wird schrittweise aufdosiert bis max. 3×2,5mg und ist von Patient zu Patient unterschiedlich.
Adempas® kann den systemischen Blutdruck (BD der am Arm gemessen wird) senken und es können Schwindel bei der Auftitrierung der Dosis auftreten. Der BD ist 1,5h nach der Tabletten Einnahme am tiefsten, danach steigt er wieder.
Bei Patienten, die noch keinen Magenschutz wie Nexium, Pantozol etc. haben, kann es zu Magenbrennen kommen. Dann wird von den PH Ärzten ein Magenschutzmedikament verschrieben und die Symptome sollten danach verschwinden.
Unter Adempas® Therapie dürfen Frauen nicht schwanger werden.

Phosphodiesterase-5 Inhibitoren (PDE-5 Hemmer)
Medikamente: Viagra®/ Revatio® (Sildenafil), Adcirca®/ Cialis® (Tadalafil)

Sind Medikamente, die das Enzym PDE-5 hemmen. Dieses Enzym ist verantwortlich für den Abbau des gefässerweiterternden Botenstoffs cGMP.
Der Effekt: der gefässerweiternde Botenstoff cGMP wird nicht abgebaut, die Gefässe bleiben länger entspannt und weit gestellt.

  • Viagra® / Revatio® (Tabletten)

Wird 3x/Tag eingenommen, alle 6-8h am besten 8/14/20 Uhr. Können zu Beginn Kopfschmerzen verursachen, sonst aber gut verträglich.
Grosse Bekanntheit erlangte er als Wirkstoff des 1998 von dem US-amerikanischen Unternehmen Pfizer unter dem Namen Viagra auf den Markt gebracht hat.

  • Cialis® / Adcirca® (Tabletten)

Wird 2x/Tag im Abstand von 12h eingenommen (auch 1x 2 Tbl. möglich). Gestartet wird mit 1x/Tag, nach ca. 2 Wochen wird auf 2x/Tag gesteigert.
Zu Beginn treten oft Kopfschmerzen, Glieder- und Muskelschmerzen auf. Diese sollte aber nach einer Woche wieder nachlassen. Gängige Schmerzmittel wie Paracetamol helfen sehr gut bei diesen Nebenwirkungen. Danach gute Verträglichkeit.

Prostacyclin-IP-Rezeptoragonist
Medikamente: Prostanoide: Uptravi® (Selexipag)

Selexipag gehört nicht zur Stoffklasse der Prostacycline, bindet jedoch hochselektiv an den Prostacyclin-IP-Rezeptor und löst vasodilatatorische, antiinflammatorische und antifibrotische Effekte aus. Es ist als IP-Rezeptoragonist strukturell neu und dürfte andere, gegensätzlich wirkende Prostanoid-Rezeptoren nicht aktivieren. Somit erscheint es als idealer Kombinationspartner. Erster oraler Prostacyclin-IP-Rezeptoragonist.

  • Uptravi® (Tabletten)

Wird als Tablette 2x/Tag mit Essen eingenommen. Die Dosis wird anhand der Nebenwirkungen aufdosiert und ist patientenabhängig. Die Startdosis ist 2x200mcg/Tag die maximale Dosis ist 2x1600mcg/Tag.
Nebenwirkungen sind Übelkeit, Durchfall, Kieferschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Gesichtsrötung.
Bis die richtige Dosis des Patienten gefunden wird, kann es für die Patienten eine anstrengende Zeit sein, da Nebenwirkungen auftreten. Diese gehen aber meistens mit der Zeit weg.

Prostazyklin-Analoge
Medikamente: Prostanoide: Ventavis®/ Ilomedin® (Iloprost), Remodulin® (Trepostinil), Flolan®/ Veletri® (Epoprostenol), Treprostinil Orpha® (Remodulin)

Prostazyklin ist eine gefässerweiternde Substanz, die natürlich im Körper vorkommt.
Prostanoide sind künstlich hergestellt und sind genau wie das körpereigene Prostazyklin gefässerweiternd.
Diese Medikamente erweitern die Gefässe und verbessern so die Sauerstoffversorgung des Körpers. Sie können als Dauerinfusion über die Vene (intravenös), als Dauerinfusion unter die Haut (subkutan) oder als Lösung zum Inhalieren verabreicht werden. Seit 2016 gibt es auch eine Therapie in Tablettenform.

  • Ventavis® (Inhalation)

Wird als Inhalation verabreicht. Pro Tag muss 5-7 Mal inhaliert werden, da die Wirkung nicht lange anhält. Es ist sehr wichtig, dass die Patienten konsequent 5-7/Tag inhalieren. Die Verträglichkeit ist gut, da sich die Wirkung auf die Lunge beschränkt, das Einzige an Nebenwirkungen sind roter Kopf gleich nach dem Inhalieren und etwas Kopfschmerzen, die jedoch nach spätestens 30 min verschwinden.

Invasive Therapie nur als Dauerinfusion mit Pumpe subkutan oder intravenös möglich. Subkutan wird die Therapie unter die Haut, meistens im Bauch verabreicht. Die Patienten richten die Infusion selber und sind sonst auch selbständig in der Verabreichung des Medikaments.
Intravenös wird das Medikament über eine implantierte Pumpe im Bauch verabreicht. Dafür kommen die Patienten immer 1x/Monat in die Sprechstunde um die Pumpe zu befüllen.
Die Remodulin® / Treprostinil Orpha® Therapie ist sehr potent.
Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie und beim Steigern: Übelkeit, Durchfall, Kieferschmerzen, Kopfschmerzen.

  • Flolan® / Veletri® (Intravenös)

Ein Prostaglandin (Epoprostenol), das ein starker Vasodilatator ist und die Thrombozytenaggregation hemmt. Es wird enzymatisch aus Prostaglandin-Endoperoxiden in menschlichem Gefässgewebe biosynthetisiert. Das Natriumsalz wurde auch zur Behandlung von primärer pulmonaler Hypertonie verwendet.

  • Ilomedin® (Intravenös)

Wird auch intravenös als Dauerinfusion verabreicht. Hier aber über eine externe Pumpe.
War die erste Therapie in der Schweiz, bevor es überhaupt Tabletten für den Lungenhochdruck gab.
Somit ist dies eine eher aufwändige Therapie für Patienten. Patienten richten die Infusion selber und es ist sehr wichtig, sauber und steril zu arbeiten, wegen der Gefahr von Infektionen des Katheters.
Nebenwirkungen zu Beginn: Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall.

Proteinkinasehemmer
Medikamente: Glivec® (Imatinib)
  • Glivec®   (Tabletten)

Proteinkinasehemmer sind Arzneistoffe, die eine oder mehrere Proteinkinasen hemmen. Darunter versteht man Enzyme, die einem Protein eine Phosphatgruppe hinzufügen und dadurch seine Funktion beeinflussen. Durch die Hemmung der kinaseabhängigen Phosphorylierung können eine Vielzahl von Zellprozessen beeinflusst werden. Die Aktivität der Proteinkinasen spielt vor allem bei malignen Tumoren, aber auch bei chronischen Entzündungsprozessen, eine Schlüsselrolle. Mutierte oder überexprimierte Proteinkinasen sind entscheidend für das enthemmte Tumorwachstum, da sie bestimmte Signalwege daueraktivieren und so die Zellprozesse einer physiologischen Kontrolle entziehen.

 

Bei allen Medikamenten ist die pflichtbewusste Einnahme immer zu etwa der gleichen Tageszeit wichtig. Schauen Sie auch, dass Sie immer genügend Medikamente zu Hause haben und bestellen Sie rechtzeitig wieder neue. Es sollten keine Tabletten ausgelassen werden. Falls Sie das Gefühl haben, die Medikamente nützen nicht oder Sie vertragen sie nicht, dann nehmen Sie Kontakt zu Ihrem PH-Zentrum auf und besprechen mit Ihrem Arzt das Problem. Stoppen Sie nie in eigener Regie die Therapie.

Die PH Therapie ist eine lebenslängliche Therapie, wenn Sie sie vertragen und davon profitieren.

Kombinationstherapien:
Bei fehlendem Ansprechen oder klinischer Verschlechterung unter Monotherapie werden zunehmend Kombinationstherapien propagiert, wobei man sich die unterschiedlichen pathobiologischen Mechanismen der zur Verfügung stehenden Therapien zunutze macht. Allerdings muss auf Medikamenten-Interaktionen (Drug-drug interactins) geachtet werden. So wurden beispielsweise Interaktionen zwischen Sildenafil und Bosentan berichtet (Erhöhung der Bosentan- und Erniedrigung der Sildenafil-Plasmaspiegel), wobei die klinische Relevanz dieser Beobachtungen noch nicht klar ist. Die ERA Bosentan und Sitaxentan sowie der PDE-5-Hemmer Sildenafil wirken besonders auf verschiedene CYP Enzyme, während dies bei Prostanoiden und dem ERA Ambrisentan nicht der Fall ist. Derzeit laufende Kombinationsstudien sollen mehr Klarheit zu Nutzen und Risiken verschiedener Kombinationen PAH-spezifischer Therapien bringen.

In sehr schweren Fällen von Lungenhochdruck, bei denen Medikamente gegen die Krankheit nicht ausreichend wirken, könnte der behandelnde Arzt eine Lungentransplantation in Erwägung ziehen.

Bei pulmonal-arterieller Hypertonie bestehen drei Möglichkeiten:

Eine Transplantation ist mit Risiken verbunden. Genaue Untersuchungen sind erforderlich, um festzustellen, ob Sie für eine der drei möglichen Transplantationen in Frage kommen. Eine Transplantation kann die Lebensqualität und Lebenserwartung bei manchen Personen mit pulmonal-arterieller Hypertonie verbessern.
Nach einer Transplantation ist eine lebenslange Behandlung mit Medikamenten, die eine Abstossung des Organs bzw. der Organe verhindern, erforderlich.

Weitere Informationen finden sie auf der Webseite des Schweizerischen Verein der Lungentransplantierten „Novaria

Was ist das richtige Mass an Bewegung und Aktivität für Sie?

Es ist unter Umständen schwierig herauszufinden, welches Mass und welche Art von Bewegung und körperlicher Aktivität mit Lungenhochdruck möglich ist. Das ist sicherlich von Person zu Person verschieden. Mit der Hilfe Ihres PAH-Spezialisten können Sie das für Sie geeignete Mass ermitteln. Wählen Sie Aktivitäten, die Ihnen Spass machen und bei denen Sie sich wohlfühlen.

Hier einige hilfreiche Tipps:

  • Beginnen Sie langsam und hören Sie auf Ihren Körper.
  • Achten Sie darauf, immer noch genug Atem zu haben, um sich unterhalten zu können.
  • Passen Sie Ihre Aktivität an, bevor Sie ermüden.
  • Wenn bei Ihnen Symptome auftreten, die Ihnen Sorgen bereiten, wie z. B. Schwindelgefühl oder Brustschmerzen, fragen Sie Ihren betreuenden Arzt um Rat.

Wenn Sie Bedenken haben oder sich einfach nur vergewissern möchten, dass Sie eine Aktivität im richtigen Ausmass betreiben, sprechen Sie mit Ihrem PAH-Arzt. Das Personal in Fitnessstudios wird unter Umständen nicht verstehen, wie sich Lungenhochdruck auf den einzelnen Menschen auswirken kann.

 

Rehabilitation Pulmonale Hypertonie, UniversitätsSpital Zürich, Klinik Barmelweid:

Das spezialisierte, stationäre Rehabilitationsprogramm ist speziell ausgerichtet für Patientinnen und Patienten mit pulmonaler Hypertonie, was ein Novum in der Schweiz ist. Patienten mit pulmonaler Hypertonie, welche eine Rehabilitation absolvieren möchten, müssen mittels spezifischer Medikation gut eingestellt sein und sich in einem stabilen Zustand befinden.

In Anlehnung an die Erfahrung internationaler Experten, insbesondere aus der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, führen wir vor der Rehabilitation und 3 Monate danach verschiedene Untersuchungen im UniversitätsSpital Zürich in der Spezialsprechstunde für pulmonale Hypertonie durch. Dies ist für die individuelle Trainingsplanung der einzelnen Patienten und für die Qualitätssicherung sehr wichtig.
Unsere Rehabilitation entspricht dem mehrfach in Heidelberg in klinischen Studien getesteten Programm und enthält folgende Elemente:

  • Ergometertraining
  • Mentales Gehtraining
  • Atemtherapie
  • Patientenschulung
  • Krafttraining
  • Bei Bedarf individuelle psychologische Beratung (Krankheitsverarbeitung)

Betreut wird das Rehabilitationsprogramm von speziell für pulmonale Hypertonie geschulten Physiotherapeutinnen und -patienten und Pneumologen der Klinik Barmelweid in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für pulmonale Hypertonie des UniversitätsSpital Zürich.

Informationsbroschüre:
Klinik Barmelweid / deutsch
Klinik Barmelweid / französisch
Klinik Barmelweid / italienisch

Trainingsanleitung:
Broschüre

Videos: 
Atemübungen

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