Den Lungenhochdruck erfolgreich gesenkt

Den Lungenhochdruck erfolgreich gesenkt

Bis vor wenigen Jahren konnte Patientinnen und Patienten die an Lungenhochdruck litten keine langfristig erfolgreiche Behandlung angeboten werden. Nun ist, seit 2002 bereits, ein Medikament auf dem Markt, welches den Lungenhochdruckerfolgreich senkt. Linus Bernet, Vorstandsmitglied von CUORE MATT0 und durch(s)ein Eisenmenger-Syndrom selbst betroffen, wird mit diesem Präparatbehandelt und erzählt mir in einem Gespräch über seine Erfahrungen.

Ich treffe Linus in Zürich, an einem der ersten schönen Frühlingstage dieses Jahres. Was mir auffällt, bestätigt er auch gleich. Es geht ihm gut. Sehr viel besser als vor der Zeit, in der er noch nicht mit Tracleer® behandelt worden ist. Jenem Medikament also, das den Druck in seiner rechten Herzkammer senkt.
Doch bevor wir über dieses Medikamentreden, beantwortet er mir meine Frage, worum es sich denn bei einem Eisenmenger-Syndrom überhaupt handle.

Linus: Um diese Frage zu beantworten, muss ich ein wenig ausholen. Der Blutdruck in der linken Herzkammer bzw., Im Körper ist normalerweise grösser als in der rechten Kammer und in der Lunge. Ich wurde mit einem grossen Loch zwischen den beiden Herzkammern (Ventrikelseptumdefekt) geboren. Da, wie oben erwähnt, der Druck in der linken Kammer grösser war als in der rechten, floss aufgrund dieses Defektessauerstoffreiches (rotes) Blut aus der linken Herzkammer in die mit sauerstoffarmem(blauem) Blut gefüllte rechte Herzkammer und von da in die Lunge. Dadurch entstand auch ein Druckausgleich, d.h. der Blutdruck war in der linken und rechten Herzkammer wegen des grossen Defektes identisch, was zu einem so genannten Lungenhochdruck führte. Die Lungenarterien schätzen einen hohen Blutdruck gar nicht. Die Gefässe verengten sich und wurden kleiner, der Gefässwiderstand in der Lunge und der Blutdruck stiegen stark an. Als Folge davon mischt sich bei mir nun wegen des identischen Druckes in beiden Kammern sauerstoffarmes mit sauerstoffreichem Blut, d.h. ein Teil des sauerstoffarmen Blutes fliesst nicht durch die Lungen, sondern direkt von der rechten Herzkammer in die mit sauerstoffreichem Blut gefüllte linke Herzkammer (Shunt-Umkehr),die das Blut in den Körper pumpt. So wurde bei mir aus einem ursprünglich nicht zyanotischen Herzfehler ein zyanotischer Herzfehler. Durch die Sauerstoff-Unterversorgung sind meine Haut, meine Lippen und die Fingernägel seither bläulich verfärbt. Diese Umkehr der Shuntverhältnisse bezeichnet man als Eisenmenger-Syndrom oder Eisenmenger-Reaktion. Er erzählt mir weiter, dass sein Herzfehler nicht operiert worden ist. Dies wäre zwar möglich gewesen, doch leider hat man den Defekt erst entdeckt, als sich bereits ein Eisenmenger-Syndrom entwickelt hatte. Und da war es zu spät zum operieren. „Mit einem Eisenmenger-Syndrom wäre eine Herzoperation viel zu riskant“, fügt er an.

Weshalb?

Linus: Als sich das Eisenmenger-Syndrom bei mir voll entwickelt hatte, war per Definition der Blutdruck in der Lunge identisch mit dem Blutdruck im Körper (normalerweise beträgt der Blutdruck in der Lunge nur ein Viertel des Blutdruckes im Körper).Wenn das Loch zwischen den beiden Herzkammern verschlossen worden wäre, hätte die rechte Herzkammer alles Blut durch die Lunge mit viel zu hohem Gefässwiderstand und Blutdruckpumpen müssen. Die rechte Herzkammer hätte versagt, weil das Loch als, Ventil‘ und Entlastung weggefallen wäre. Zudem hätte die Narkose ein nicht kleines Risiko bedeutet, weil die Narkosemittel den Blutdruck und die Herzmuskelfunktion ungünstig beeinflussen können.

Als Folgeerscheinung des Eisenmenger-Syndroms herrscht in Linus’s rechter Herzkammer also ein höherer Druck als normal und gut wäre. Gesenkt wird dieser seit gut drei Monaten mit Tracleer® (ein Medikament, das in der Schweiz entwickelt wurde und von einem Schweizer Pharma-Unternehmen vertrieben wird). Es ist das einzige Arzneimittel in Tablettenform, das bei Eisenmenger-Syndrom in einer placebokontrollierten Studie erfolgreich getestet wurde.

Ich bin überrascht, wie schnell das Medikament wirkt. Als Folgeerscheinung meines Hirnschlages konnte ich mich bis zum Februar noch immer nicht ganz so gut ausdrücken, wie ich mir das gewünscht habe. Doch nun kann ich mich bereits viel besser artikulieren‘: sagt mir Linus.
Und ich sehe ihm an, wie erleichtert und froh er darüber ist. Umso mehr wohl, weil er noch nicht die volle Dosierung des Medikaments ein nimmt. Es ist also anzunehmen, dass sich weitere Erfolge einstellen. Momentan nimmt Linus das Medikament zweimal täglich. Vergisst er es einmal passiert nichts. So wie die meisten Patientinnen und Patienten mit einem angeborenen Herzfehlerbestimmte Präparate zeitlebens einnehmen müssen, wird Tracleer® Linus durchs Leben begleiten. Als gute Unterstützung zur mehr Lebensqualität.

CUORE MATT0
Linus Bernet & Caroline Süess

[@uelle: Elternvereinigung für das herzkranke Kind]

Internet: www.evhk.ch

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