Isolde Hellwig

Pulmonal-arterielle ThrombEndarteriektomie

Operation am 28. April 2006 im Uni-Krankenhaus Grosshadern in München

Seit dem Jahr 1998 leide ich an erheblicher Kurzatmigkeit. Untersuchungen z.B. beim Deutschen Herzzentrum in München bzw. verschiedenen Kardiologen brachten kein Ergebnis. Alle meinten, die Schilddrüse wäre schuld. Nachdem ich kalte und heisse Knoten hatte, könnte die Kurzatmigkeit daher kommen. Man hatte mir dringend eine Operation empfohlen – also Schilddrüsen-Operation, aber keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, es ist schlimmer geworden.

Also ging ich zum Lungenfacharzt in einer grossen Arztpraxis in München. Hier wurde bei mir Asthma (?) diagnostiziert. Nach jahrelanger diverser Medikamenten-Einnahme (Sprays) war keinerlei Besserung der Kurzatmigkeit in Sicht.

Im November 2005 wollte ich mir den Meniskus entfernen lassen. Meine Hausärztin hat mir vorab ein EKG empfohlen. Dieses hat so schlechte Werte aufgewiesen, dass sie mich sofort in die Uniklinik Grosshadern geschickt hat. Hier hatte ich das Glück, dass ich zu Professor Behr in die Lungenfachabteilung gekommen bin. Nach diversen Untersuchungen wurde ein Lungenhochdruck bei mir festgestellt. Meine Lunge war mit Embolien zu über 70% verschlossen (daher die Kurzatmigkeit) und mein Herz natürlich sehr angegriffen, meine Leberwerte zeigten auch schon massive Auswirkungen. Mir täglich 16 Stunden Sauerstoff verordnet und Wiedervorstellung im Februar 2006.

Nachdem mir die Krankheit Lungenhochdruck völlig unbekannt war, habe ich mich danach im Internet erkundigt und war eigentlich geschockt, habe aber in meinem grenzenlosen Optimismus immer noch daran gedacht, dass das für mich nicht zutrifft; bis zur nächsten Untersuchung im Februar 2006. Bei dieser Untersuchung wurde mir mitgeteilt, dass es für mich nur eine einzige Möglichkeit gibt, nämlich eine Operation mit dem Namen Pulmonal-arterielle ThrombEndarteriektomie. Prof. Bruno Reichart, Chef der Herzchirurgischen Abteilung im Klinikum Grosshadern hat diese Operationsmethode in Amerika gelernt und könnte diese bei mir durchführen. Aber es wäre eine sehr schwere Operation, die ca. 10 – 12 Stunden dauert. Diese Operation sollte aber in den nächsten 8 –-10 Wochen durchgeführt werden.

Mangels Alternative habe ich mich also kurzfristig zu dieser Operation entschlossen und versucht, einen Termin bei dem bekannten und viel beschäftigten Prof. Reichart zu erhalten (ich bin nämlich ein ganz normaler Kassenpatient, was in Deutschland schon etwas schwierig ist). Ende April 2006 hat es nunmehr geklappt. Ich wurde über die Risiken aufgeklärt, z.B. dass mein Körper an der Herz-Lungen-Maschine angeschlossen wird und dass das Brustbein vom Hals bis zum Nabel aufgeschnitten wird usw. Ich hatte trotz aller Risiken gar keine andere Wahl, in die OP einzuwilligen.

Am 28. April wurde ich operiert, am 29. April wurde ich wegen Nachblutungen noch mal operiert. Anschliessend bin ich nicht mehr aufgewacht und bin im Koma gelegen. Am 2. Juni wurde ich in die Neurologische Klinik in Bad Aibling verlegt und war auch da noch in der Intensivstation bis Mitte Juni.

Um den 20. Juni 2006 bin ich dann aufgewacht, konnte weder sprechen, noch sitzen und gehen.

Der Oberarzt dieser Klinik hat angeordnet, dass ich in seine Abteilung zur Rehabilitation komme. Mittlerweile konnte ich auch ein bisschen sprechen, aber mich noch nicht an meinen Namen erinnern. Ich hatte das Glück, dass eine Krankenschwester sich rührend um mich gekümmert hat, z.B. hat sie mich aus dem Bett genommen und hinter sich hergezogen wie einen nassen Sack und immer wieder gesagt, „wenn man will, kann man auch gehen“ usw. Jedenfalls hat mich diese Krankenschwester voll aufgebaut.

Ich habe nun selbst versucht, mich im Bett aufzusetzen und als ich am Bettrand saß, habe ich versucht, zu stehen (mit Festhalten am Bett) und nach ein paar Tagen hat dies sogar funktioniert. Ich habe Telefonnummern auswendig gelernt, um mein Gedächtnis zu trainieren. Nach einer Woche konnte ich schon im Rollstuhl sitzen und mich an diverse Dinge erinnern.

Nachdem ich nicht gerne auf Hilfe angewiesen bin, habe ich immer versucht, aus dem Rollstuhl aufzustehen, was äusserst schwierig war. Aber nach 10 Tagen habe ich es doch geschafft und konnte mich fortan mit dem Gehwagen statt dem Rollstuhl bewegen. In dieser ganzen Zeit habe ich täglich 2- 3 Stunden mit einer Physiotherapeutin geübt und grosse Fortschritte gemacht. Wegen dem Gedächtnistraining habe ich täglich abends Kreuzworträtsel gelöst.

Nach weiteren 10 Tagen konnte ich alleine gehen, zwar zittrig an der Wand entlang und mit Festhalten, aber immerhin. Von da an ging es bergauf und ich bin am 25. Juli nach Hause entlassen worden.

Jetzt geht es mir gut. Ich bin zwar noch etwas schwach, aber bei dieser Operation kein Wunder. Mittlerweile kann ich 500 – 600 Meter ohne Pause gehen und sogar Treppen steigen (mit Festhalten natürlich).

Prof. Reichardt sagte, er hätte 70% der Embolien aus der Lunge entfernen können und das Loch in meinem Herzen verschlossen.

Ich muss natürlich weiterhin Physiotherapie wegen meinem Muskelaufbau machen und zur Nachuntersuchung zu Prof. Behr und zum Kardiologen. Es wird noch etwas dauern, bis sich meine Kurzatmigkeit normalisiert, da sich mein krankes Herz erst wieder gesund werden muss.

Die Zeit von Mitte April bis Mitte Juni ist vollständig aus meinem Gedächtnis gelöscht; ich kann mich an nichts mehr erinnern. Für meine Familie war dies eine sehr schwierige Zeit.

Am 19. September hatte ich eine Herzkatheder-Untersuchung im Klinikum Großhadern und das Ergebnis war toll. Dank der Operation ist mein Lungenhochdruck fast verschwunden – ich brauche weder Sauerstoff-Therapie noch Tabletten.

Für Rückfragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung unter
Telefon 089-129 5145
oder
Email: i.hellwig@lycos.de oder isolde.hellwig@gmx.de

[@uelle: Isolde Hellwig / München, den 20.9.2006]
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