Kinderherzen auf Reisen

Bei den Vorbereitungen für den Sommerurlaub sollten Familien mit herzkranken Kindern besonders sorgfältig vorgehen.

Damit alle Kinder gesunde und solche mit angeborenen Herzfehlern oder anderen chronischen Krankheiten – gut durch den Sommerurlaub kommen, gibt der Bundesverband Herzkranke Kinder Tipps:

Auswahl des Urlaubsziels:

Grosse Hitze belastet nicht nur ältere Menschen, auch Kinderherzen setzen die hohen Temperaturen zu. Daher sind tropische Ziele mit hoher Luftfeuchtigkeit oder Höhen über 1.200 vor allem bei Kindern mit Lungenhochdruck nicht empfehlenswert. Am Urlaubsort muss eine qualifizierte medizinische Versorgung leicht erreichbar sein. Nehmen Sie ausreichend Medikamente und schriftliche Informationen über den angeborenen Herzfehler mit, am besten in englischer Sprache.

Anreise:

Das Sauerstoffangebot im Flugzeug ist vermindert, es herrscht ein sogenannter niedriger Sauerstoffpatialdruck. Das kann bei Kindern mit Herzfehler und vermindertem Sauerstoffgehalt im Blut zu Problemen führen. Lange Autofahrten werden durch regelmässige Pausen und Bewegungsübungen erträglich. Fahren Sie nicht an „Stauwochenenden“ los und planen Sie bei
sehr langen Anfahrten eine Zwischenübernachtung ein.

Medikamente:

Viele Kinder mit angeborenen Herzfehlern müssen regelmässig Medikamente einnehmen. Daher sollten bei Flugreisen wichtige Arzneimittel im Handgepäck mitgenommen werden, falls das aufgegebene Gepäck erst mit Verspätung am Urlaubsort eintrifft, falls der Flug umgeleitet wird oder der Abflug sich verzögert.

Faustregel:

Nehmen Sie mindestens das Zweifache der normalen Medikamentenmenge für die Dauer der Flugreise mit ins Handgepäck.
Bitten Sie Ihren Kinder- und Jugendarzt um eine Bescheinigung, dass die Medikamente persönlich benötigte Medikamente sind. Sonst bekommen Sie unter Umständen Probleme bei der Mitnahme im Handgepäck.
Wenn Sie längere Zeit auf Reisen sind und deshalb grössere Medikamentenmengen mitnehmen, kann es bei der Einreise ins Urlaubsland Probleme mit dem Zoll geben. Dabei und bei Verlust der Medikamente im Urlaubsland hilft die Bescheinigung. Diese sollte nicht nur den Namen des Medikaments, sondern auch den Generic-Namen (warenrechtlich nicht geschützte, internationale Freinamen von Arzneistoffen) enthalten. Führen Sie ausserdem die für eine Behandlung oder Rezeptausstellung im Ausland notwendigen Dokumente mit sich, so dass bei Verlust des Medikaments Ärzte und Apotheker am Urlaubsort für Ersatz sorgen können.
Die Medikamente haben zum Teil Nebenwirkungen, die sich bei hohen Temperaturen verstärken können. Medikamente zur Entlastung und Stabilisierung des Herzens senken meist die Herzfrequenz. Das sind überwiegend Betablocker, ACE-Hemmer, Arznei gegen Herzrhythmusstörungen.
Sorgen Sie für ausreichenden Vorrat und für sachgemässe Aufbewahrung.

Herzschrittmacher:

Zur Sicherheitskontrolle am Flughafen sollten Kinder mit Herzschrittmachern oder implantierten Defibrillatoren (ICD) rechtzeitig vorab angemeldet werden. Die Kontrolle wird dann separat durchgeführt, denn Metalldetektoren können die Funktion der Aggregate beeinträchtigen. Beim Sonnenbaden sollten diese Kinder besonders gut geschützt werden.

Herzrhythmusstörungen:

Rhythmusstörungen können trotz Medikation auftreten. Wenn ein Kind über ‚Herzrasen‘ klagt, sollte die Hautoberfläche gekühlt werden und das Kind sich hinsetzen , besser im Schatten hinlegen. Manchmal verschwinden diese Herzrhythmusstörungen spontan wieder.

Kreislaufprobleme:

Bei grosser Hitze können Ohnmacht oder anhaltende Herzrhythmusstörungen auftreten. Dann sollten Eltern ihr herzkrankes Kind von einem Notarzt ins Krankenhaus bringen lassen.

Aktivitäten:

Sport in sengender Sonne ist keine gute Idee. Gut tun jetzt Entspannungsübungen im Schatten. Schwimmen ist gesund, aber herzkranke Kinder sollen bei grosser Hitze nicht ohne Abkühlung ins kalte Wasser springen. Auch beim Tauchen ist Vorsicht geboten: Durch den Tauchreflex können Herzrhythmusstörungen ausgelöst bzw. verstärkt werden; ausserdem kommt es hier oft zu der unerwünschten Pressatmung. Vor allem Schrittmacher-Patienten sollten wegen des erhöhten Drucks unter Wasser möglichst nicht tief tauchen.

Trinken:

Je höher die Temperaturen, desto schneller trocknen Kinder aus. Ihre Körperoberfläche ist viel grösser als die von Erwachsenen. Eltern sollten ihre Kinder daher regelmässig und ausreichend trinken lassen. Am besten nicht zu kaltes Wasser oder ungesüssten Tee. Nicht in der Mittagshitze draussen spielen lassen.

Ernährung:

Leichte, fettarme Kost ist jetzt am besten. Sie belastet das Herz nicht übermässig.

Versicherungsschutz:

Vor allem bei Reisezielen ausserhalb Europas empfiehlt es sich, den Versicherungsschutz mit der Krankenversicherung abzuklären.

[@uelle: Bundesverband Herzkranke Kinder e. V.]
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