Patientinnenportrait: Elisabeth Gehrig

Atemnot

Ein Leben am Sauerstofftank

Sauerstoff vom Tank direkt in die Luftröhre:
Nur so kann die lungenkranke Elisabeth Gehrig ein weitgehend selbständiges Leben führen.
Elisabeth und René Gehrig wohnen in Winterthur. In ihrem Haus stehen zwei Sauerstofftanks, sorgfältig verlegte Leitungen führen ins Wohnzimmer, in die Küche und ins obere Stockwerk. So kann sich Elisabeth Gehrig überall an die lebensnotwendige Sauerstoffquelle anschliessen.

Die 46-Jährige leidet seit vier Jahren an so genannter primärer pulmonaler Hypertonie (PPH). Bei dieser seltenen Krankheit sind die Blutgefässe in den Lungen stark verengt. Dadurch muss das Blut mit mehr Druck durchgepumpt werden und wird weniger gut mit Sauerstoff versorgt. Im Laufe der Zeit wird die rechte Herzkammer durch die ungewohnt hohe Druckarbeit nachhaltig geschädigt.

Elisabeth Gehrig war atemlos und ständig müde.

Elisabeth Gehrig erinnert sich, wie die Krankheit begann: Beim Spazieren bekam ich schon nach knapp 20 Metern kaum mehr Luft. Und ich war ständig müde. Sie vermutete, ihre Kurzatmigkeit sei auf mangelnde Fitness zurückzuführen. Oder darauf, dass sie aufgehört hatte zu rauchen. Anhand von Röntgenbildern und Blut- analysen diagnostizierte der Lungenspezialist Thomas Hess vom Kantonsspital Winterthur schliesslich PPH. Es ist nicht auszuschliessen, dass das bei Elisabeth Gehrig die Spätfolge eines Appetitzüglers ist, der inzwischen vom Markt genommen wurde.
Um die Unterversorgung des Körpers auszugleichen, leitet Elisabeth Gehrig heute rund um die Uhr Sauerstoff durch eine Öffnung im Hals direkt in die Luftröhre.

Alt
Die lungenkranke Frau braucht rund um die Uhr Sauerstoff.

Am meisten zu schaffen macht mir, dass ich immer weniger Energie habe. Ich kann heute etwa noch so viel leisten wie eine 90-Jährige. Sie leidet an ständigen Schmerzen und Krämpfen in den Beinen und Füssen, wird immer wieder von Herzrhythmus- störungen geplagt. Durch Wasseransammlungen hat sie zudem fast 40 Kilogramm an Gewicht zugenommen.

Elisabeth Gehrig ist sich ihrer beschränkten Lebenser- wartung bewusst: Immerhin werde ich kein Pflegefall. Irgendwann wird mein Herz diesem ungeheuren Druck nicht mehr standhalten.

Zu schwach, um aus dem Haus zu gehen.

Eine grosse Stütze ist ihr pensionierter Ehemann René. Er übernimmt fast alle Haushaltspflichten und ist liebevoll um seine Frau besorgt. Inzwischen kann Elisabeth Gehrig das Haus nicht mehr verlassen: Es eschöpft mich zu sehr. Mit der Aussenwelt bleibt die trotz allem lebensfrohe Frau per Telefon und Internetanschluss verbunden.

Copyright: SFDRS- Hildegard Bösch – Billing
Gesundheitsmagazin PULS – Atemnot 30.8.2001

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