Sildenafil bei pulmonaler Hypertonie

Sildenafil

Pulmonale Hypertonie (PH), auch unter den Begriffen pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH) beziehungsweise pulmonale Hypertension bekannt, ist eine Erkrankung mit chronisch erhöhtem Blutdruck des Lungenkreislaufes. Die organische Ursache geht auf eine Verengung der Blutgefäße in den Lungen zurück, welche durch eine chronische Erkrankung von Lunge oder Herz verursacht werden.

Die Therapie der pulmonalen Hypertension fokussiert die Behandlung der Grunderkrankung beziehungsweise eine gezielte Linderung der daraus resultierenden Symptome, um die Lebensqualität als auch Lebenserwartung von Patienten zu erhöhen.

Beispielsweise kommen hierfür Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (PDE-5-Hemmer) zur Senkung des Lungenhochdrucks zum Einsatz. Nachdem Sildenafil als erster oral einzunehmender Wirkstoff zur Behandlung von erektiler Dysfunktion bekannt wurde, wurde dessen Indikation im Jahr 2006 erweitert. So zeichnet sich mit Sildenafil eine neue Möglichkeit, das rasche Fortschreiten der schweren Lungenerkrankung PAH nachweislich einzuschränken.

Sildenafil wirkt lungenspezifisch

Sildenafil hemmt das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5). Der verringerte Abbau von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP) bewirkt eine Blutdrucksenkung, da eine Entspannung der glatten Muskulatur herbeigeführt wird, die zur Erweiterung der Blutgefäße wirkt. Der Prozess basiert auf dem Zusammenspielt zwischen PDE-5 und Stickstoffmonoxid – daher wirkt Sildenafil lungen- und penisspezifisch. (121doc, 2016)

Eine Anwendung des Wirkstoffes bei Patienten mit einem circa 20 bis 50 Prozent höherem Blutdruck in der Lunge erreicht dabei bereits nach circa 60 Minuten ab dem Zeitpunkt der Einnahme eine Normalisierung des Lungenhochdrucks. Schlussendlich wird der Wirkstoff über die Leber verstoffwechselt. Dabei wird auf eine 20 mg Dosierung des Wirkstoffs zurückgegriffen, eine Anwendung höherer Dosen bleibt wirkungslos. Dosierungen unter 20 mg wurden bis dato noch nicht getestet.

Ursprünglich war Sildenafil ausschließlich im Rahmen der WHO-Funktionsklasse III zur Behandlung pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) zugelassen. Einstiges Ziel war bis dahin die verbesserte, körperliche Leistungsfähigkeit. Seit 2009 wurde diese Indikation für PAH der WHO-Funktionsklasse II hinzugefügt. So konnte hier vor allem bei pulmonaler Hypertonie mit gleichzeitiger Bindegewebskrankheit aber auch bei einer primären PAH die Wirksamkeit von Sildenafil in klinischen Studien nachgewiesen werden. (AkdÄ (PDF-Dokument), 2009)

Ähnlich wie die Einnahme anderer Medikamente kann die Behandlung jedoch mit Risiken verbunden sein. Im Gegensatz zu Placebo Produkten treten bei 46 Prozent der Patienten Kopfschmerzen auf. Auch mit einem Flush (12 Prozent) oder Nasenbluten (7 Prozent) ist zu rechnen. Bei einem Prozent der behandelten Personen treten schwere Störwirkungen auf. Hierzu zählen: Atemwegsinfekte, Fieber, Asthenie und septischer Schock. Dabei ist zu unterstreichen, dass eine Anwendung von maximal dreimal täglich 20 Milligramm Sildenafil höhere Risiken signifikant einschränken kann.

Studien belegen die Wirksamkeit

Im Rahmen des Zulassungsverfahrens von Sildenafil wurde seitens des Unternehmens Pfizer eine gesponserte Doppelblindstudie durchgeführt. Die 278 Teilnehmer litten unter symptomatischem Lungenhochdruck und erhielten dreimal täglich Sildenafil (20 mg, 40 mg oder 80 mg) beziehungsweise ein Placebo in der Kontrollgruppe. Mithilfe eines sechsminütigen Geh-Tests (zurückgelegte Strecke) und des Pulmonalarteriendrucks wurde die Wirkung dokumentiert.

Im Vergleich zum Placebo wird etwa 50 Meter mehr Strecke im Geh-Test zurückgelegt. Dabei traten keine signifikanten Unterschiede zwischen Sildenafil 20 mg und den höheren Dosen auf. Dies trifft auf alle Subgruppen pulmonaler Hypertonie zu. Zusätzlich konnte der Pulmonalarteriendruck mithilfe des Wirkstoffs gesenkt werden. (Arznei-Telegramm, 2006, 37:27-8)

Da PAH auch Kindesalter auftreten kann, wenn auch sehr selten, wurde auch Wirksamkeit und Verträglichkeit der Behandlung für Kinder getestet. Klinische randomisierte Studien zeigen, dass Sildenafil als einer der wenigen zugelassenen PDE-5-Hemmer hier ab dem ersten Lebensjahr effektiv wirken kann. Die Dosierung sollte sich jedoch in jedem Fall im mittleren Dosisregime bewegen. Von einer Off-Label-Anwendung ist vorerst abzuraten. Weitere Studien sind im Bereich der Pädiatrie notwendig. (SpringerMedizin, 2013, 1029-1036)

Vielseitige Indikation

Als Hauptindikation für den Wirkstoff Sildenafil wird bis dato die Behandlung einer Erektionsstörung (erektile Dysfunktion) definiert. Aufgrund der geringen Nebenwirkungen kann Sildenafil auch von Diabetikern mit erektiler Dysfunktion eingenommen werden. Aufgrund seiner gefäßerweiternden Wirkung das Präparat seit mehr als zehn Jahren auch zur Behandlung von Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) eingesetzt.

[@uelle: scinexx.de]
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