Organspende – Ein Geschenk so wertvoll wie das Leben

Organspende – Max Stahel aus Seegräben hat dank einer Lungentransplantation überlebt

Max Stahel lebt. Er lebt, weil er vor zehn Monaten eine neue Lunge bekommen hat. Der 65-Jährige aus Seegräben ist dankbar – und er will in seinem «zweiten Leben» zur Organspende aufrufen.

Es ist eine bewegende Geschichte, die Max Stahel zu erzählen hat. Sie schildert das Schicksal eines Menschen, der auf der Schwelle zwischen Leben und Tod auf fremde Hilfe wartet – und diese Hilfe gerade noch rechtzeitig bekommt.

Vor zehn Jahren ging Max Stahel auf einer Wandertour die Luft aus. Für den Nichtraucher und bis dahin körperlich aktiven Mann eine ungewohnte Erfahrung. Er suchte einen Arzt auf. Es war der Beginn der Leidensgeschichte.

Eine tödliche Lungenkrankheit

Beim heute 65-jährigen alt Gemeinderat aus Seegräben wurde Pulmonal Arterielle Hypertonie diagnostiziert. Dabei handelt es sich um eine seltene Lungenerkrankung, deren Ursachen bis heute weitgehend im Verborgenen liegen. Durch eine zunehmende Verengung der Lungenstrombahn, der Verbindung zwischen Herz und Lunge also, kommt es zu akuter Atemnot und einer zunehmenden Belastung des Herzens. Am Ende der Krankheit steht das Herzversagen und damit der Tod.
Max Stahels Zustand verschlechterte sich kontinuierlich. Immer knapper wurde die Luft. Die Kellertreppe hochzukommen, beanspruchte Minuten. Zuletzt war er mit einer Sauerstoffflasche unterwegs.
Ein Schlauch, der sich durch ein Loch unterhalb der Kehle in die Luftröhre zog (Scoop), versorgte ihn mit Sauerstoff.

Der Anruf vom 12. Dezember

Im Mai 2004 fand Max Stahel Aufnahme auf der Warteliste für eine Lungentransplantation. Ein knappes Jahr hatte er zu jenem Zeitpunkt noch zu leben. Erschwerend kam hinzu, dass er eine seltene Blutgruppe hat und der Spender die gleiche haben musste.
Warten, hoffen und sich ständig mit dem Tod auseinandersetzen – die Lebensqualität betrug nach Einschätzung Stahels höchstens noch zehn Prozent. Das Wunder passierte am 12. Dezember 2004. Um 22.30 Uhr – Max Stahel sass mit seiner Ehefrau zu Hause vor dem Fernseher – klingelte das Telefon.
Eine neue Lunge war gefunden. Eine halbe Stunde später wurde Stahel vom Krankenauto abgeholt und ins Uni- Spital Zürich überführt. Es war eine Fahrt hin zu neuem Leben… oder in den Tod.

Intensive Momente.

Die Operation verlief problematisch, dauerte acht Stunden. Doch sie gelang. «Der Moment, als ich wieder zu Bewusstsein kam und realisierte, dass ich selber atmen kann, war unbeschreiblich. Ich war so glücklich und dankbar», sagt Stahel, und man spürt förmlich, welch starke Emotionen er durchlebte.

Nach nur viereinhalb Wochen konnte er wieder nach Hause. Es geht ihm heute gut. Er muss zwar noch immer viele Medikamente nehmen, aber die Lebensqualität ist fast wie früher: «90 Prozent», sagt er. Der Ingenieur HTL arbeitet wieder als Bauleiter und geht täglich mit dem Hund spazieren.

Dankbarkeit und eine Botschaft

Was für ein Schicksal seine neue Lunge begleitete, darüber weiss Max Stahel nichts. Damit kann er umgehen. Es bringe nichts, sich den Kopf zu zerbrechen. Er hat im Zusammenhang mit seiner Lungentransplantation wichtigere Anliegen: Den Leuten die Bedeutung von Organspenden ins Bewusstsein zu rufen. «Jemand, der gestorben ist, hat mir seine Lunge geschenkt, damit ich welterleben kann. Ich bin diesem Menschen unendlich dankbar. Wir alle haben die Möglichkeit, solch bedeutungsvolle Geschenke zu machen.»


Warten bis der Tod kommt

Auf der ganzen Welt sterben jedes Jahr viele Menschen, weil zu wenig Organe gespendet werden. In der Schweiz sind es jedes Jahr über SO Menschen, die während der Wartezeit für ein neues Organ sterben. Der heutige Freitag wird deshalb zu einem wichtigen Tag für das Anliegen der Transplantationsmedizin.
Umfragen in der Schweiz haben gezeigt, dass sich zwar 8 von 10 Schweizern positiv zur Organspendeäussern, aber nur l von 10 besitzt einen Spenderausweis. Sich zu Lebzeiten mit dem Thema Organspende auseinander zu setzen, heisst, sich zu informieren, mit Familienangehörigen und Freunden darüber zu sprechen und zu verstehen, dass die Organspende das grösste Geschenk von einem Menschen an einen anderen ist. Es ist ein Zeichen der Solidarität.

[@uelle: Zürcher Oberländer]
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