PH – Häufig verkannte Gefahr für die Lunge

Pulmonale Hypertonie

Häufig verkannte Gefahr für die Lunge

DAVOS – Unbehandelt führt die pulmonale Hypertonie in kurzer Zeit zum Tode. In der Regel wird sie erst sehr spät diagnostiziert wird. Am Ärztefortbildungskurs der Lungenliga Zürich stellte Professor Dr. Rudolf Speich, Universitätsspital Zürich, dieses seltene Krankheitsbild vor.

Mit einer jährlichen Inzidenz von zwei Fällen pro Million Einwohner ist die pulmonale Hypertonie eine seltene Krankheit. Meist tritt sie im mittleren Lebensalter auf und betrifft Frauen doppelt so häufig wie Männer. Die Einnahme von Appetitzüglern erhöht das Erkrankungsrisiko auf das 25-fache, eine HIV Infektion sogar auf das 1000-fache.

Keine spektakuläre Symptomatik

Die pulmonale Hypertonie zeigt keine spektakuläre Symptomatik. Die Patienten klagen in erster Linie über Atemnot, doch Thoraxröntgenbild und Lungenfunktionswerte sind praktisch normal. Und die weiteren Symptome sind sehr unspezifisch:
Husten und Heiserkeit, Müdigkeit, Depression, Gewichtszunahme, periphere Ödeme, pektanginöse Brustschmerzen, Schwindel
oder Synkopen.

Echo beweist Diagnose

Bei der klinischen Untersuchung finden sich typischerweise folgende Befunde:

  • lauter Pulmonalklappenton
  • 4. Herzton
  • hebender rechter Ventrikel
  • Halsvenenstauung
  • Zyanose
  • periphere Ödeme
  • Aszites
  • Zeichen einer Trikuspidal- und/ oder einer Pulmonalisinsuffizienz

Mit einem Echokardiogramm kann die pulmonale Hypertonie zuverlässig diagnostiziert werden. Doch weil die Symptome unspezifisch sind und die Erkrankung wenig bekannt ist, wird die Diagnose meist erst mit einer langen Latenzzeit von beinahe zwei Jahren gestellt.
Und ohne Behandlung zeigt die Krankheit einen ungünstigen Verlauf: nur 68 % der Patienten überleben ein Jahr und 48 % drei Jahre. Wird behandelt verbessern sich diese Werte auf 88 bzw. 63 %.

Die wichtigste therapeutische Massnahme bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie ist die Sauerstoffgabe. Medikamentös werden zur Zeit vor allem hochdosierte Kalziumantagonisten zur Vasodilatation eingesetzt. Und auch die Antikoagulation bringt einen signifikanter Nutzen. Verheissungsvolle, aber nicht gerade billige – monatliche Kosten etwa 4500 Franken – Alternativen bieten Präparate aus den Gruppen der Prostazykline und der Endothelinrezeptorantagonisten. Und schliesslich wurde schon mehrfach über positive Erfahrungen mit dem Phosphodiesterase-Inhibitor Sildenafil berichtet.

[@uelle Medical Tribune / Aus dem Kolloquium – Wissenschaft für die Praxis – Hausarztmedizin Ärzteforum Davos, Quadrimed-Ärztekongress, Crans-Montana, 2003 ]
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